Unser Malatelier steht für den Ort, an dem jeder Mensch frei sich entfalten kann. Das Siegburger Malspiel hat eine lange Vorlauf- und Erfahrenszeit, über die wir zunächst berichtet wollen.

Bertrands bisheriger Lebensweg ist davon geprägt, was er zunächst als Malender über viele Jahre im Malort erfahren durfte: Er war seit den zarten Anfängen des Malorts von Arno Stern mit dabei, hat sozusagen „mit der Muttermilch“ alles rund um das Malspiel aufgesogen. Aus dem Bewußtsein heraus, wie wesentlich in seinem Leben das Malspiel war, hat er später dieses angeboten: Die Rolle als Malspiel-Dienender nimmt er heute wieder wahr. Es läßt sich sagen, dass das Malspiel sich sozusagen wie ein roter Faden durch Bertrands Leben zieht.

Sarah beschäftigt sich seit nahezu 10 Jahren mit dem Malspielen und der Rolle als Dienende des Malspielens. So neu die Welt des Malspielens damals gewesen sein mochte: Sie brachte eine intensive und bedeutsame Qualität in ihr Leben. Nach den zarten Anfängen als Dienende des Malspielens im damals heimatlichen Erfurt und dem Organisieren von Veranstaltungen und Seminaren rund um diese Thematik, ist sie nun die erfahrene Dienende des Malspielens im Siegburger Malspiel.

Doch nun hat sich, bedingt durch unsere gemeinsamen Erfahrungen, aber auch durch die an uns gerichteten Anfragen, unser Wunsch und unser Anspruch gefestigt: Da wir unser Institut als eine Plattform des Austauschs und der Verbreitung der gelebten und lebendig gehaltenen Haltung in diesem Atelier verstehen, ist es für uns selbstverständlich geworden, dass wir nun auch auf die andere Seite treten und einen Raum für einen intensiven Erfahrungsaustausch schaffen; zudem möchten wir aktiv dazu beitragen, das Lebenswerk des großen Meisters und Forschers Arno Stern, die Wissenschaft der Ausdruckssemiologie, lebendig zu halten und weiterzugeben.

Worum geht es bei der freien Entfaltung in unserem Atelier?

Heutzutage gibt es kaum mehr Orte, an denen Menschen ungeachtet ihres Alters, ihrer Herkunft oder ihrer Begabung wirklich frei sich entfalten können, hierbei in eine verschiedenartige Gemeinschaft eingebettet sind. Ein Spielen im Blatt mit Pinsel und Farben ganz ohne Vorgaben, weit jenseits des Verstandes, ermöglicht es jedem Menschen, seine ur-eigene Spur zu erleben: Was in diesem geschlossenen und geschützten Raum stattfindet, in dem nichts von außen eindringt und aus dem nichts den Ort verläßt, ist sonst nirgends erfahrbar und erlebbar. Als Wesensmerkmal gewährt die besondere Geborgenheit der vier schützenden Wände, dass hier jeder Mensch zu sich finden und etwas Wesentliches, ja Wesenhaftes erleben kann. Hierbei wird er von einer/einem ihm zur Verfügung stehenden Dienenden so begleitet, dass er sein Spiel im Blatt ungestört erleben kann.

Arno Stern hat vor über fast 80 Jahren begonnen, Menschen ganz frei malen zu lassen; durch die jahrzehntelange Praxis ist ihm aufgefallen, dass alle Menschen im Blatt mit denselben Gebilden spielen. Worauf ist dies zurückzuführen? Auf eine tief im Menschen verankerte Art von Alphabet, ein Universalgefüge an Spuren, die nie zuvor entdeckt wurden, weil der Spur des Menschen immer therapeutisch, belehrend oder manipulativ begegnet wurde. Seine Annahme fand eine Bestätigung, als Arno Stern bei Forschungsreisen zu unbeschulten Menschen feststellte, dass alle Menschen, unabhängig von Lebensbedingungen, sich dieser „Sprache“ bedienen, sobald ihnen die Möglichkeit geboten wird zu malen. Arno Sterns Forschungen erzwangen das Erschaffen neuer Begrifflichkeiten, neuer Kategorien, einer ganz neue Wissenschaft, um sich ganz klar abzuheben von den vorherrschenden Begriffen, die vornehmlich im Zusammenhang mit Kunst oder Maltherapie entstanden sind. Das, was im Malspiel ein jeder Mensch erlebt, ist im Grunde allen Menschen auf der Erde gemein; doch unter den hierzulande gegebenen Bedingungen ist es dem Menschen nur in diesem besonderen Malatelier möglich, diese seine ur-eigenen Spuren zu erleben; hier allerdings stehen sie ihm uneingeschränkt zu Verfügung. Diese für das Malatelier spezifische „Sprache“ wurde als Formulation bezeichnet, doch diese „Muttersprache“, die Formulation, ist keinesfalls ein der Kommunikation dienendes Instrument.

Mit unserem Institut möchten wir eine wesentliche Anlaufstelle bieten, damit diese kostbare Forschung und Erfahrung bestehen bleibt und die Menschen dank ihnen frei sich entfalten können: Hier kann das Malen selbst erlebt, aber auch ein aktiver Austausch unterstützt werden: bei unserem Grundlehrgang oder Fortbildungslehrgang.